Eine Fortsetzung für „Vater der Engel“

Ja, „Vater der Engel“ erhält nun eine Fortsetzung.
Ich kann es einfach nicht lassen.
28.000 Wörter sind schon da.
Einmal reinschauen? Bitte!

Der Mond tauchte Emilias kantiges Gesicht in fahles Licht. Jares fand sie schön, auf eine seltsam bewegende Art, ganz und gar nicht, wie man einen Schmetterling oder einen zarten Vogel schön findet. Es ging viel tiefer, so, als fände jede Kontur ihres Körpers einen Widerhall in seiner Seele. Wenn er einen einzigen Grund finden sollte, hierzubleiben, dann wäre sie das. Aber Jares hatte sich längst entschieden, er musste gehen.
Er war nun zwölf Jahre alt, ein schmaler aber recht großer Junge mit sonderbar weisen Augen. Viel zu reif für sein Alter, schon seit einigen Jahren den kindlichen Spielen entwachsen. Emilia war bereits fünfzehn, doch auch sie erkannte in ihm kein Kind mehr, eher schien er ihr erwachsener als sie selbst.
Sie saßen dicht beieinander auf ihrem kleinen Hügel nah beim Ort. Hier trafen sie sich häufig, zum Reden und um einander nahe zu sein. Heute würden sie voneinander Abschied nehmen, denn Jares wollte niemanden mit auf die Reise nehmen. Sie zurückzulassen, schmerzte ihn zwar, doch wie sollte er die Freiheit finden, die er jetzt brauchte, wenn er sich noch immer an etwas klammerte? Zu gehen und Emilia mitzunehmen, wäre dasselbe wie hierbleiben und von der Reise nur zu träumen. Sie würde ihn an vielem hindern, allein deshalb, weil sie ihn stets beschützen wollte.
„Was kann ich dir mit auf den Weg geben?“, fragte sie und ihre Stimme klang traurig. „Einen Kuss“, sagte er, ohne zu überlegen.
Sie lachte kurz auf und drückte seine Hand fester. „Den kannst du doch nicht mitnehmen.“
„Ich nehme jede Berührung von dir mit“, entgegnete er. „Und alles, was meine Augen dabei sehen.“ Er hatte schon recht viel von ihr erblickt, eine herbe Weiblichkeit, die lustvolle Männerträume in ihm weckte. Umsetzen wollte er seine Fantasien jedoch mit ihr nicht, das war zu früh und würde zu einer zu engen Bindung führen. So eng, dass er vielleicht doch hierbleiben musste.
Sie seufzte leicht, beugte sich zu ihm und gab ihm den Kuss, den er sich wünschte. Obwohl vieles an ihr eine gewisse Härte ausstrahlte, waren ihre Lippen doch ganz weich und voll. Ja, dieser Kuss würde ihn begleiten, auch, wenn sein Weg ihn in die Hölle führte.
Als sie hinterher wieder in sein Gesicht sah, teilte sie ihm wie nebenbei mit: „Das kannst du jeden Tag haben.“
„Ich teile mir diesen Kuss für den Rest meines Lebens auf.“
„Ja“, erwiderte sie ganz ernst. „Dann verleihe ich diesem Kuss die Kraft, dich an finsteren Orten zu retten.“
„Ein Zauberkuss also“, sagte Jares mit gespielter Ehrfurcht und strich mit den Fingern über seine Lippen. „Das wird sicher helfen.“ Er wusste, dass Emilia nichts dergleichen vermochte, sie konnte nicht einmal seinen stillen Begleiter wahrnehmen. Sogar seine Mutter, die in diesen Dingen ziemlich träge war, wusste, dass der Geist seit einigen Monaten bei ihm war. Saphira hatte versucht, mit ihm darüber zu reden, doch in ihren Worten drang so viel von ihrem eigenen Wünschen und Wollen zu ihm, dass er es kaum ertragen konnte. Seine Mutter war der Hauptgrund, warum er schon jetzt fortging, obwohl gerade sie ihn mit aller Macht hier halten wollte.
„Ich würde sagen, jetzt habe ich alles“, stellte Jares fest und ließ Emilias Hand los. Dann stand er auf. Einen so plötzlichen Abschied hatte seine Freundin nicht erwartet, sie starrte sprachlos zu ihm hinauf, während er seinen Rucksack schulterte. Er hob die Hand zum Gruß, wandte sich ab und kämpfte dabei sein rebellierendes Herz nieder, das sich zurück in ihre Arme flüchten wollte. Ein Teil von ihm – und nicht einmal ein kleiner! – wollte für immer bei ihr bleiben, sich fest verankern in dieser Welt gewöhnlicher Menschen mit gewöhnlichen Träumen.
Jares hörte Emilias Rufen, doch er antwortete ihr nicht mehr. Er spürte das starke Band zwischen ihnen wie einen Würgegriff um seinen Hals, während er seine ersten Schritte in die umgebende Dunkelheit tat. Straffer und straffer spannte sich das Band, wollte ihn zurückreißen. Wenn er ihr Antwort gab, würde es ihn vielleicht im nächsten Moment ersticken und so zur Umkehr zwingen. Erst, als ihre Stimme verklang und er nur noch den leichten Sommerwind in den Bäumen vernahm, zerriss das Band und entließ ihn in die Freiheit.

Wofür sind eigentlich Füllwörter da?

Passend zur Fragestellung habe ich eine Überschrift mit Füllwort gewählt. Was macht eigentlich das „eigentlich“ in diesem Satz?

Füllwörter gesprochen und schriftlich

Aus der gesprochenen Sprache sind sie nicht mehr wegzudenken, diese für die Herstellung des Sinnzusammenhangs überflüssigen Wörter. Sie transportieren Emotionen, intensivieren eine Aussage oder untermauern eine bestimmte Haltung. In der Schriftsprache gelten sie hingegen als unprofessionell, man versucht, sie möglichst auszumerzen.

Füllwort ist nicht gleich Blähwort

Solange ein Wort eine tatsächliche Funktion erfüllt, besitzt es im Satz eine Daseinsberechtigung. Viele auf dem ersten Blick als Füllwort identifizierte Wörter sind Modalpartikel, die der Autor nicht einfach weglassen kann, ohne die Satzbedeutung entscheidend zu verändern wie zum Beispiel in: „Wo gibt es denn sowas?“ Wer das „denn“ streicht“, wird ein schwaches „Wo gibt es sowas?“ erhalten.

Welches Wort macht wirklich Sinn – welches nicht?

In der modernen Verlagswelt werden „überflüssige“ Füllwörter möglichst vollständig wegrationalisiert. Innerhalb der wörtlichen Rede dürfen sie allerdings meistens stehenbleiben, denn die Menschen reden nun einmal so. Dass sich Schriftsprache nicht ohne Grund von gesprochener Sprache unterscheidet, leuchtet ein. Die Schriftsprache lässt mehr Nachdenken zu, ein sorgfältiges Abwägen und Ordnen.

Nun bleibt die Frage: Können scheinbar überflüssige Wörter, die keine eigene Aussage beinhalten, nicht doch eine Funktion erfüllen? Was machen Füllwörter überhaupt mit unserer Sprache? Ist es möglich, dass sie für Lebendigkeit sorgen können, auch in der Schriftsprache? Oder sind sie – tatsächlich – einfach nur „tot“?

Was denkt ihr?

Mark my Words – Zitate aus „Vater der Engel“

„Das Ding dort kann alles Mögliche sein. Vielleicht ein Rubinring, vielleicht ein Haufen Kacke, der im Feuer lag. Aber zusammenprallende Mächte kann ich nicht erkennen.“ (Georg Sandner)

„Katharina, ich bedenke viele Möglichkeiten. Das, was man Zufall nennt, hat mich noch nie besonders überrascht. Und trotzdem bin ich nur ein Mensch: Ich muss einen Weg bis zum Ende gehen, um zu erfahren, was genau am Ziel auf mich wartet.“ (Sirus)

„Bitte komm mit mir, dann werden wir gemeinsam sehen, was noch von Bedeutung ist.“  (Asno Sleyvorn)

„Asno, wenn ich mit dir komme, wird dir die Freude bald vergehen.“ (Robert Adlam)

„Etwas Proviant kaufen? Damit kaufst Du eine ganze Stadt. Inklusive Kathedrale.“ (Georg Sandner)

„Überall hängen diese Fahndungsbilder. Hast du sie nicht gesehen?“ (Georg Sandner)
„Nein. Was hat er denn angestellt?“ (Asno Sleyvorn)
„Mord. Und so weiter.“ (Robert Adlam)

„Sollte ein Mensch jemals die Kraft eines Engels erkannt und ihn besiegt haben?“ (Elurius)

„Asno, ich will die Botschaft wissen.“ Robert Adlam)
„Ich meine, das war irgendetwas Angeberisches: Finger da raus, Kumpel, sonst knall ich dir eine!“ (Asno Sleyvorn)

„Ich halte meine Hände in den Dammbruch. Und wenn mich das Wasser wegspült.“ (Robert Adlam)

„Was machst du da?“ (Robert Adlam)
„Sinnloses Zeug. So wie du.“ (Sirus)

„Ich will nicht annehmen, was du kannst. Weil ich das angenommen habe, was du bist.“ (Asno Sleyvorn)

„Du solltest inzwischen wissen, dass der Mund, der sich auftut, nicht immer der ist, der tatsächlich spricht.“ (Emorian)

„Meine Befugnisse reichen soweit, wie ich sie durchsetzen kann.“ (Tachem)

„Ich weiß, du bist erst vor ein paar Wochen aus deinem dunklen Loch geschlüpft, aber vielleicht hast du trotzdem schon einmal etwas von Dampfkesseln gehört.“ (Robert Adlam)

„Weißt du, ich schleppe dich nicht gern bis zum Ziel, das hält auf und kostet uns beiden Kraft. Aber ans Ziel werden wir gelangen, auch, wenn ich dich auf dem Weg dorthin immer wieder zusammenflicken muss.“ (Sirus)

„Ich hätte tausend Jahre um sie weinen können, doch dann wäre ich heute nicht hier, sondern in der Hölle.“ (Sirus)

„Vielleicht denkst du, dass ich mich oben auf dem Berg gelangweilt habe. Wenn es so ist, weiß ich deinen Versuch, mich zu unterhalten, sehr zu schätzen. Doch ich muss dir sagen: Oben im Käfig war es schöner als bei dir“.“ (Elisa Sleyvorn)

„Weil du zu stolz bist für die Gnade, wirst du Gerechtigkeit erhalten.“ (Elisa Sleyvorn)

„Vielleicht hast du etwas zu sehr auf deinen eigenen Zorn gestarrt, es war ja auch recht ungemütlich für dich.“ (Sirus)

„Das wahre Wort erweist sich an der Wirklichkeit, nicht wahr?“ (Sirus)

„Du hattest recht, ich bin wirklich krank an dieser Welt geworden. So krank, dass ich dringend entfernt werden muss.“ (Georg Sandner)

„Da reitet ein Dämon auf meiner Seele, der mich immer weiter in die Hölle treibt. Und ich habe angefangen dir zu glauben, dass das in Ewigkeit nicht endet.“ (Georg Sandner)

„Ich kann sterben, ohne die Wahrheit zu kennen. Aber muss ich das?“ (Georg Sandner)

„Ich dachte immer, bereit fühlt sich anders an.“ (Georg Sandner)
„Bereit fühlt sich gar nicht an. Bereit ist ein Befehl von oben.“ (Asno Sleyvorn)

„Willst du den ganzen Haufen mit ins feindliche Lager schleppen? Zwei verwundete Männer, drei Kinder und eine Frau?“ (Georg Sandner)
„Du hast den kriminellen Gesetzeshüter vergessen.“ (Asno Sleyvorn)
„Den größten Fehlgriff wollte ich lieber verschweigen.“ (Georg Sandner)

„Vielleicht will der König dich nicht ganz so wichtig aussehen lassen. Wenn schon alle anderen dich für etwas Besonderes halten.“ (Georg Sandner)

„In der Tat gibt es sehr viel mehr Gerüchte über dich als tatsächliche Lebenszeichen.“ (Meladril)
„Das ist nicht schlimm. Jetzt bin ich ja hier.“ (Asno Sleyvorn)

„Wie viele von den sogenannten Verrätern, die nichts weiter als Fragen gestellt haben, sind denn noch am Leben – oder laufen gar frei herum? Gibt es hier eigentlich noch jemanden, der sich wagt, zu sagen, was er denkt?“ (Asno Sleyvorn)

„Ich selbst ziehe seit Jahren umher, und doch habe ich festes Land in mir, eine Heimat, die mir niemand nehmen kann!“ (Asno Sleyvorn)

„Wer ist diese resolute Alte?“ (Georg Sandner)
„Elisas Schwester Siderya. Aber warte erst einmal ab, bis du meine Mutter kennenlernst.“ (Asno Sleyvorn)

„Das Brandmal soll dich an deine Grenzen erinnern. Behandele es mit deinen Zaubermitteln, und es wird deinen Körper zerfressen wie der Käfer das tote Holz.“ (Asno Sleyvorn)
„Klingt nicht gut. Dann lasse ich das lieber.“ (Sirus)

„Stellt euch einfach auf einen mächtigen Geist ein. Er schlägt sich auf keine Seite und kämpft gegen niemand. Höchstens will er euch auf seiner Seite.“ Er lachte kurz. „Das wird wohl auch der Sinn dieses ganzen Theaters sein.“ (Sirus)

„Sonntagsschule? Zu solchen Anlässen habe ich immer geschwänzt, geschlafen oder Flieger gebastelt.“ (Georg Sandner)

„Wer bist du eigentlich?“
„Die Polizei. Wenn ihr diese Frau zu entführen versucht, dann verhafte ich euch.“ (Georg Sandner)

„Mit dieser Schadenfreude wirst du nie ein guter Heiliger.“ (Sirus)

„Du bist befördert. Vom Bittsteller zum Gesetzeshüter. Ich weiß, dass du kämpfen kannst. Also: Tu es.“ (Robert Adlam)

„Wahrscheinlich wissen Sie gar nicht, wie viele Einwohner stolz darauf sind, einen Künstler am Ort zu haben.“ (Robin Dungslear)
„Wenn sich dieser Stolz auf meine Aufträge niederschlagen würde, dann wüsste ich es. Wahrscheinlich sind die Einwohner auf dieselbe Weise stolz auf mich, wie auf ein langsam zerfallendes Denkmal.“ (Jesco Fey)

„Wenn Sie viele Erben zeugen, dann werden die vielleicht später reich sein.“ (Robin Dungslear)

„Mir ist klar, was du denkst: Die meisten Männer, deren Mädchen auf die eine oder andere Weise verschwinden, werden von Gott auf rätselhafte Art in die nächsten Kneipe geführt, wie?“ (Jesco Fey)

„Tadeya, manchmal ist es besser, ohne Wurzeln zu leben, als die Wahrheit zu kennen.“ (Robert Adlam)

„Er steht über jeder Moral und ist Richter nach seinem eigenen Gesetz. Er schafft und zerstört. Und er liebt nichts. Er ist ein Gott, der seine Kinder frisst.“ (Robert Adlam)

„Ich weiß, es ist schmerzhaft für dich, das zuzugeben: Aber dein halb toter, fieberkranker Gegner war wohl kein simpler Handstreich für dich.“ (Elisa Sleyvorn)

„Dieser Junge würde sich aus lauter Starrsinn selbst über den Tod hinaus zur Wehr setzen.“ (Emorian)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frauenfilme? Nicht meine Welt!

Obwohl ich mich absolut weiblich fühle und wohl auch gegenüber anderen so rüberkomme, kann man mich mit dem typischen „Frauengedöns“ nicht locken.

Stundenlange Telefonate? – Fehlanzeige!

Schuhe kaufen, Handtaschen horten? – Gähn!

Weiberabende? – Ich krieg zu viel!

Frauenfilme? – Ach, du je!

In der Filmwelt hat mir jüngst die Serie „Breaking Bad“ am besten gefallen. Mit Liebesfilmen und seichten Komödien lasse ich mich selbst in der melancholischten Stimmungsphase nicht locken. Explosive Charaktere und Action müssen es sein. Spannend, böse, haarsträubend …

Genau in diese Richtung entwickelt sich meine Trilogie „Vater der Engel“. Im ersten Band entdecke ich noch ein wenig Kindliches von mir, doch gegen Ende dieses Buches wird es richtig fies. Und so geht es in den nächsten beiden Bänden weiter. Aber der Hang zu bösen Geschichten ist längst nicht alles, was meine Autorenwelt ausmacht. Der Gegenpart zur Finsternis, das Licht, darf keinesfalls fehlen. Nicht kitschig, nicht seicht, nicht anbiedernd. Aber gleißend hell. Und meistens grenzenlos unterschätzt.

 

 

Wir haben die Spielwiese verlassen und einen Krieg angefangen

„Elf“, sagte sie und sah dem Schlachter geradewegs in die Augen. „Du weißt, wie es geht, mach es schnell und gründlich.“
„Siderya …“. Der Mann reagierte bestürzt.
„Entweder machst du es oder ich. Wenn ich es mache, werden es zwölf sein.“
Er starrte sie an.
„Wir haben die Spielwiese verlassen und einen Krieg angefangen“, erklärte sie. „Wenn wir nun zögerlich werden, opfern wir unser gesamtes Volk. Wenn wir mutig vorangehen, sterben nur die Verräter.“
Sie sah die Angst in seinem Blick, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. „Die kleine Melancha konnte es“, sagte sie ihm. „Was ein kleines Mädchen wagt, das schaffst du auch.“
Er zögerte noch immer. Siderya nahm ihm mit einem schnellen Griff das Messer vom Gürtel, das sie ihn gebeten hatte, mitzubringen. Mit den Fingerspitzen strich sie über die Klinge. „Du hast es gut geschärft, wie immer. Du weißt, wie schnell ein scharfes Messer töten kann.“
Der Mann schluckte. „Ich bin ein Hirte, ich kümmere mich um meine Tiere, ich ziehe sie auf und weide sie. Ich bin auch dafür zuständig, sie zu töten, damit wir etwas zu essen haben. Aber ich kann das nicht … mit Menschen.“
Siderya wies mit der blinkenden Messerspitze auf ihn. „Aber ich kann es“, sagte sie. „Dreh dich um und ich zeige dir, wie das kleine Mädchen es gemacht hat.“
„Das würdest du nicht tun.“ In seiner Miene las sie mehr Hoffnung als Wissen.
„Früher hätte ich das nicht getan“, teilte sie ihm mit. „Doch die Zeiten haben sich geändert.“ Sie gab den beiden Wachleuten ein Zeichen, die im Hintergrund standen. Die Männer kamen heran. Sirus hatte ihr für den heutigen Tag reichlich gute Leute seiner getreuen Truppe geschickt, nicht nur für ihren persönlichen Schutz.
Der Schlachter nahm ihr eilig das Messer aus der Hand – und sie ließ es geschehen.
„Und es gibt keinen anderen Weg?“, fragte er nervös.
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
„Dann soll ich also nun der Henker sein …“.
Sie blickte ihm lange prüfend in die Augen, bevor sie bestätigend nickte. „Ja“, sagte sie und verließ dann das Zelt, um vor die Menge zu treten.

(aus dem Roman „Vater der Engel“)

Jetzt, wo es zuende geht …

Vater der Engel Cover CS © andreiuc88 - Fotolia.com(Nein, nicht mit mir, sondern mit der „Vater der Engel“-Trilogie!)

… sollen es alle wissen.

Seit 1998 schreibe ich bereits an diesen drei Büchern, allerdings mit langen Pausen dazwischen. Ende 2014 werde ich fertig! Über diese vielen Jahre hinweg habe ich kaum über mein Roman-Projekt geredet. Auch als der erste Teil, „Wer Blut sät“, im Jahr 2011 bei Amazon online ging, habe ich es eher stillschweigend genossen.

Jetzt möchte ich aber gerne meine Freude darüber teilen, dass bald schon ein etwa 500.000 Wörter umfassendes Werk (ungefähr 1800 Buchseiten) in die Welt hinaus wandern wird, das ich in Eigenarbeit verfasst habe. Ich konnte beobachten, dass mein Schreibstil sich mit der Zeit veränderte, verfeinerte. Und dass meine Fantasie nahezu explodierte. Darüber freue ich mich.

Der Buchinhalt ist allerdings nicht spaßig, und vielleicht wird die eine oder andere Person negativ (?) / positiv (?) überrascht sein. Wendet euch mit Fragen an mich, falls ihr welche habt!

Ich sage bescheid, wenn ich endgültig fertig bin!

 

 

Der Pakt mit dem König

Der König begrüßte seine Sippenführer einzeln mit Handschlag und richtete an jeden ein paar Worte, beginnend mit Ecron.
„Baumeister Ecron, Spross einer begabten Familie“, sagte Sirus gerade. „Die Errichter herrlicher Kultstätten zählen zu deinen Vorfahren.“
Ecron verbeugte sich leicht, während er fest die dargebotene Hand umgriff. „Mein König“, erwiderte er demütig.
„Du sollst Größeres und Heiligeres errichten als dieses Zelt auf dem Festplatz und den Thron, für den ich mich sehr bedanke“, fuhr Sirus fort und blickte ihn dabei ernst an. „Du bekommst deine Gelegenheit, auf die du schon so lange wartest.“
Als Ecron den Kopf wieder hob, erblickte Scem ein tief berührtes Lächeln in seinem Gesicht. „Danke“, erwiderte er nur rau.
Auch Edenla nahm mit froher Miene die Hand des Königs in die ihre und verneigte sich dabei vor ihm.
„Edenla, eine so junge Frau – und doch schon so stark“, meinte Sirus anerkennend. „In deinem Blut liegt die Beschwörung mächtiger Geister, sie hören deine Stimme, doch ihre Antworten verstehst du noch nicht. Du wirst viel lernen und dein Talent verstärken. Ein wichtiger Platz in meinem Reich ist für dich bestimmt.“
Edenla blickte nun strahlend ihrem König ins Gesicht, Scem war überrascht von ihrer plötzlich sichtbar gewordenen Schönheit. Ihm schien, als sei ein Stück des wunderbaren, königlichen Glanzes auf die junge Frau übergegangen.
„Chalem“, begrüßte der König nun Scems alten Freund. „Du bist ein kluger Mann mit großem Wissensdurst.“ Chalem ergriff nicht des Königs Hand, er stand einfach da und schien dabei recht verwirrt. Sirus ließ seine Hand sinken. „Du hattest heute Morgen eine Frage an mich. Es tut mir leid, dass ich dich nicht empfangen habe. Aber unsere Freunde hier werden uns sicher verzeihen, wenn wir sie für einen Moment allein lassen, um unser Gespräch nachzuholen.“
Chalem erwiderte nichts. In seinem Gesicht arbeitete es, er schien nicht die richtigen Worte zu finden.
„Komm mit“, lud ihn Sirus ein und warf einen Blick in die Runde. „Wir sind in wenigen Minuten zurück.“
Nun setzte sich Chalem in Bewegung und verließ gemeinsam mit dem König den Kreis. Sie gingen ein Stück weit fort, und Scem stellte fest, dass der andere Mann dort draußen sie im Auge behielt.
Ecron lächelte noch immer zufrieden. „Man sagt, in alten Zeiten, als wir noch in unserem eigenen Land lebten, besaßen wir gewaltige Kultstätten, die nicht nur als Bauwerke überragend waren. Dort waren Mächte am Werk, von denen wir heute nur noch träumen können.“
Edenla ließ diese Aussage nicht auf sich beruhen. „Wir konnten bislang nur noch davon träumen, Ecron“, berichtigte sie ihn. „Aber die alten Träume werden bald wieder Wirklichkeit.“
Sie warteten still, bis Chalem und Sirus zurückkehrten. Chalems Gesicht wirkte nun schon viel ruhiger und, als er zurück an seinen alten Platz kam, reichte er mit einer willigen Verneigung Sirus die Hand. Scems Herz setzt einen Sprung aus, er blickte weg, weil dieser Anblick ihm plötzlich körperlich schmerzte.
„Wer die Zukunft wissen will,“, sagte Sirus, „wende sich an das Haus Derwyan. Die Weissagung wird neu erblühen.“ Chalem hob den Kopf, seine Augen leuchteten, er schien vor Stolz und Freude beinah zu platzen.
Bis zu Scem waren noch drei Sippenführer an der Reihe, Siderya war die Erste von ihnen.

„Wir sind uns schon einig, Siderya, nicht wahr?“, sprach der König sie freundlich an und Siderya verneigte sich tief, bevor sie seine Hand ergriff. Er fuhr fort: „Die Sleyvorns wussten schon immer, was Leiten und Führen bedeutet. Dabei geht es nicht nur um Macht, sondern auch um Opfer. Früh bist du Witwe geworden und hattest deine Kinder und die gesamte Sippe, viertausend Menschen, zu versorgen. Und was dich immer umtrieb, war diese Hilflosigkeit gegen Krankheit und frühen Tod, denn du weißt, dass du eine Heilerin bist, die niemanden heilen kann.“ Sideryas Augen weiteten sich. Ihr entfuhr ein schmerzlicher Laut, der ihr Innerstes offenbarte. „Ich wecke deine Gabe auf“, versprach der König ihr und drückte ein zweites Mal ihre Hand. Dann ging er weiter.
Scems Augen haftete auf Sideryas Gesicht. Sirus hatte dieser starken, unnahbaren Frau tief ins Herz getroffen und sie rang viele Minuten um inneren Halt. Und bis Sirus zu Scem kam, brachte dieser erstaunliche Mann zwei weitere Sippenführer aus der Fassung und begeisterte sie für seine Sache. Als er schlussendlich Scem die Hand darbot, griff dieser trotzdem nicht zu und erklärte: „Ich habe gelernt, dass man Menschen nicht danach beurteilen soll, was man alles über sie gehört hat, und was sie versprechen, sondern daran, was sie tun. Deine Taten habe ich noch nicht gesehen, darum setze ich meine Entscheidung aus.“
Er vernahm ein Raunen um sich herum, aber Sirus zeigte keine besondere Reaktion. Der König ließ den Arm sinken und blickte ihn mit freundlicher Gelassenheit an. „Scem Sleyvorn“, sagte er und Scem spürte den intensiven Blick aus diesen hell glänzenden Augen als warmes Kribbeln, das seine Haut durchdrang und den Kern seines Seins erreichte. Nur mit stärkster Willenskraft gelang es ihm, Sirus nicht doch noch die Hand zu reichen und sich vor ihm zu neigen.
In Sirus‘ Gesicht erschien ein warmes Lächeln. „Familie“, sagt er. „Und Zusammenhalt. Dein Herz ist dort, wo deine Liebsten sind.“
Scem schluckte, Melanchas ängstliches Gesicht drängte sich in sein Bewusstsein: Was kommt da alles auf uns zu, Per? War er denn verrückt, seine Zukunft und die die Zukunft seiner Familie im Schoß ihres Volkes aufs Spiel zu setzen? Suchte er mit Gewalt den Weg der Zerstörung, nur, weil eine Ausgestoßene ein paar wirre Worte zu ihm gesprochen hatte?
Er zögerte, suchte nach Worten, spürte den kalten Schweiß auf der erhitzten Stirn.
„Scem, du gehörst hierher, du bist ein Teil der großen Geschichte, ein Bindeglied zwischen den Menschen. Du bist ein Mann des Herzens, der in den Herzen anderer lesen wird. Wer dir heute nahe ist, wird dir in Zukunft noch viel näher sein.“
Schließlich brachte Scem doch etwas hervor. „Ich kann nicht“, sagte er heiser. „Noch nicht. Ich weiß nicht, wer du bist und was du mit uns machen wirst.“
„Dann halte die Augen offen, Scem, nach innen und nach außen“, war Sirus‘ Rat. „Ich erkenne deinen Wunsch an, zuerst deine Erfahrungen machen zu dürfen. Du musst dich vor mir jetzt nicht neigen – doch willst du mir trotzdem die Hand reichen?“
Scem atmete tief ein, er streckte seine angespannten Glieder und erwiderte dann, schon erheblich fester: „Als Zeichen des Friedens zwischen meiner Familie, meinem Volk und dir: ja.“ Er streckte den Arm aus und spürte im nächsten Moment Sirus‘ kräftigen Händedruck. Als sie sich wieder trennten, konnte Scem nicht umhin, noch eine Frage zu stellen, die ihn bedrängte. „Was ist mit ihm dort?“ Er deutete auf den Mann außerhalb des Kreises. „Er ist einer von uns und wir kennen ihn nicht. Er soll der Erbe der Wächter sein. Sollte er nicht auch mit uns reden und sich uns vorstellen?“
Sirus warf einen kurzen Blick zu seinem entfernt stehenden Begleiter. „Alles hat seine Zeit“, sagte er. „Wir fangen doch gerade erst an.“

 

Aus dem Roman „Vater der Engel“

„Ich habe keinen Namen.“

Die versteckte Klappe sprang auf, dahinter lag ein Safe, dessen Inneres sich im nächsten Moment den Anwesenden offenbarte: gebündelte Geldscheine, große Noten und viele davon. Robert nahm achtlos einige Bündel heraus und reichte sie seinen Begleitern. Das Gesicht dieses Mannes, der Emorian auf den Leim gegangen war – Robert erinnerte sich in diesem Moment nicht an seinen Namen – drückte Erstaunen nah zur Fassungslosigkeit aus. Asno sah deutlich gelassener aus, seine Mundwinkel zuckten, als wolle er gleich laut lachen.
„Etwas Proviant kaufen?“ brachte Emorians Helfer – Georg, so heiß er wohl – etwas heiser heraus und starrte auf das Vermögen in seinen Händen. „Damit kaufst Du eine ganze Stadt. Inklusive Kathedrale.“
In Asnos Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Donnerwetter, mein Neffe ist die Bank of England“, stellte er belustigt fest. „In einer stillen Stunde kannst du mir vielleicht mal erzählen, wie du zu diesem englischen Namen und dem vielen bedruckten Papier gekommen bist.“
Robert konnte dem Ganzen keine lustige Seite abgewinnen. In dem Geld sah er nichts weiter als ein Produkt seiner überbordenden Langeweile – und er wusste jetzt erst recht nichts mehr mit diesem wieder neu geschenkten Leben anzufangen, als auf das unweigerliche, erneute Ende zu warten. „Ich habe keinen Namen“, erwiderte er. „Meinem Erzeuger lag nichts daran, mir einen zu geben.“
Asno Gesicht wurde wieder ernst, er schaute Robert fest in die Augen. „Wie wäre es für den Anfang mit: Sleyvorn?“ fragte er leise. Und, als Robert nichts erwiderte, fügte er an: „Das ist unser Name.“
Einen Moment lang fühlte Robert den altbekannten, tiefen Schmerz. „Bank of England trifft es besser“, sagte er kalt. Er wies auf den Wandsafe und fragte: „Wollt ihr alles?“
Georg hielt die bereits herausgegebenen Bündel fest in der Hand und blickte reichlich irritiert, als vermute er eine Fangfrage. Asno war nicht so zurückhaltend. „Ich nehme es dir ab, wenn es dir im Weg ist.“
Georg verweigerte die Antwort, hielt aber seine Geldbündel fest. Robert ließ den Safe geöffnet und wandte sich davon ab. Er wollte Kleidung holen gehen, falls noch irgendwo welche zu finden war. Die beiden anderen Männer folgten ihm nicht, er vernahm ihre Stimmen hinter sich und hörte nicht hin, was sie sprachen.
Im Haus gab es tatsächlich keine Kleidung mehr, doch in Johannes‘ Kammer, drüben beim Pferdestall, wurde er fündig. In einer Holzkiste befanden sich ein paar abgetragene Hosen und Hemden sowie die Arbeitsstiefel des ermordeten Pferdeknechts. Robert zog sich die Sachen an und legte das weiße Totenhemd auf Johannes‘ Bett, das noch ebenso zerwühlt dort lag, wie in der Nacht, als Robert seinen Angestellten aus dem Schlaf gerissen und in den Tod geführt hatte.
Einen Moment lang blieb sein Blick an dem weißen Gewand haften – und es kam ihm zum ersten Mal wieder bewusst Sirus in den Sinn. Wenn du endlich weißt, wer du bist, dann wirst du auch wissen, wohin du gehörst. Beinah makaber erschienen ihm diese Worte nun, angesichts des Ortes, wo jedes Leben – und jeder Kampf –  unweigerlich enden würde. Hatte Sirus etwa die Lösung?

Leseprobe aus „Vater der Engel“

Nach Jahrzehnten wieder vereint: zwei ungleich-gleiche Schwestern …

Emna wirkte bleich und ängstlich, ein seltener Anblick bei einer so beherzten Frau. Sie bat die ältere Frau ins Zelt, wo sie sich gemeinsam an der kalten Feuerstelle niederließen. Scem kam dort gleich zur Sache, kaum dass die Zeltplane hinter ihnen zugefallen war.
„Siderya,“, wandte er sich an sie, während seine Hände mit seinen Ärmeln spielten, „ein Bote … oder eher eine Botin … brachte uns letzte Nacht eine Nachricht, die wir nun sehr ernst nehmen müssen.“
Siderya hob die Augenbrauen. „Was denn, bitte?“ fragte sie skeptisch.
„Die Nachricht hieß: Wenn die Erde dreimal bebt, dann müssen Scem und Emna sich entscheiden. Die Wahl steht zwischen Leben und Tod, Fluch und Segen. Sucht den Herrn und wählt das Leben.“
Siderya lachte. „Unser Herr wird zu uns kommen, wir müssen ihn nicht suchen. Das ganze Volk hat die Wahl bereits getroffen, ihr habt sie doch gehört!“
Emna lachte nicht, ihr schien wirklich unwohl zu sein. „Ich fürchte, dass ist nicht der Herr, den wir suchen sollen. Es könnte sein, dass dieser König uns gar kein Glück bringt.“
Siderya ließ sich nicht beirren. „Natürlich kommen jetzt andere Kräfte auf den Plan, die uns irritieren wollen. Aber wir sind die Führer eines Volkes, das seit Jahrhunderten nach seiner Bestimmung strebt, wir lassen uns doch nicht irreführen! – Wer ist diese Botin, die von dem Erdbeben wusste?“
„Jemand, der dir einmal sehr nahestand“, sagte Scem und hörte endlich auf, unruhig an seiner Kleidung zu zupfen. Stattdessen rief er in Richtung des abgetrennten Schlafbereichs: „Begrüße deine Schwester, Elisa!“
Jetzt kam die Unruhe über Siderya, denn sie konnte kaum glauben, welcher Name dort gefallen war. Sie hatte Elisa, ihre Schwester, die Hoffnung und zugleich der Schandfleck ihres Volkes, seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.
Die Abtrennung teilte sich und ein Gesicht schaute hervor, in dem sich Siderya selbst erkannte: schwarze Augen, weißes Haar und feine, aber strenge Züge. Kaum noch ein Vergleich zu dem Mädchen, das sie damals gekannt hatte – und trotzdem erstaunlich vertraut. Sie konnte nicht anders, als sich zu erheben, und die Schwester zu umarmen, das Herz wollte ihr dabei fast zerspringen.
„Elisa, dass ich dich wiedersehen darf!“
Sie drückte Elisa fest an sich und ihre alt gewordene Schwester tat es ihr gleich. Für einige Momente genossen die beiden Frauen nur die Wohltat, sich wieder nahe sein zu dürfen, dann rissen sie sich voneinander los und blickten sich in die Augen. Von Elisa ging ein merkwürdiger Glanz aus, ihre Augen wirkten sehr lebendig, doch etwas an ihr behagte Siderya trotzdem nicht.

Leseprobe aus „Vater der Engel“

Ein Land erobern – oder gleich die ganze Welt?

Ein König ohne Volk, ein Volk ohne Land …

In der Trilogie „Vater der Engel“ geht es zunächst  um schwarze Magie und blutige Opferungen im Wald. Doch daraus erwächst viel mehr: Die Erfüllung einer uralten Prophetie steht an!

Das Volk der Bacidas zieht in Sippen auf der Welt verstreut heimatlos umher. Diese Menschen wissen: Es wird einmal ein König kommen, der sie alle vereint und ihnen zu einem eigenen Land verhilft. Was hat der Schwarze Priester damit zu tun, der rücksichtslos Menschen zu seinen magischen Zwecken missbraucht? Welche Rolle spielen die Dämonen, die Robert Adlam schon als Kind besuchten und ihm Freundschaft vorheuchelten?

„Vater der Engel“ ist eine Geschichte, die sich in ihrer Tragweite erst nach und nach offenbart. Sie zeigt alle Facetten des Bösen – auch die scheinbar guten. Welche Macht kann darüber triumphieren?