Er wollte etwas antworten, sie sah es in seiner Miene, doch es kam nichts heraus. Die vertrauten, dunklen Augen hingen an ihrem Gesicht, bis Sirus Robert sanft zu sich herumzog.
„Ich will das nicht so lassen, wie es jetzt ist“, erklärte Sirus ihm. „Ich halte die Versprechen, die ich dir gegeben haben, auch wenn du jetzt nichts davon siehst. Doch ich sagte dir schon damals, als wir uns zum ersten Mal sahen, dass du zuerst wissen musst, wer du bist. Das kann ich dir aber nicht sagen, nicht in allen Details, so dass du es hier verstehst“, er tippte Robert auf die linke Brust. „Du musst es selbst erfahren – und während du deine Erkenntnisse sammelst, werden meine Freunde sich allmählich von dir zurückziehen.“
„Dämonen“, sagte Robert nur und Katharina hielt kurz die Luft an: ein furchtbares Wort für diese wunderbaren, mächtigen Wesen!
Sirus wirkte weder erbost noch erschrocken, er lächelte nun sogar ein wenig. „Damit triffst du sie nicht“, erwiderte er ruhig. „Es ist ein Wort, das aus menschlichem Unverständnis entstand. Sie sind im Himmel geboren und in der Hölle gefangen, Letzteres erkennst du in ihnen wieder. Ebenso könnte ich also dich einen Dämon nennen.“
„Robert,“, warf nun Katharina ein, „du hast die Engel doch heute selbst herausgerufen, du hast uns geholfen, dass wir ihren Tanz sehen konnten, wir durften sogar mit ihnen gemeinsam tanzen. Was ist mit ihrer Schönheit, mit ihrer Kraft? Hat dich das nicht bezaubert?“
Er blickte kurz über die Schulter wieder zu ihr. „Ich habe … etwas anderes gesehen“, sagte er rau.
„Natürlich hast du das“, bestätigte Sirus nun wieder ganz ernst. „Denn alles, was du kennst, ist die schwarze Magie, die Hölle und der Tod. Du musst lernen, zu leben und zu genießen. Und vor allem darfst du nun endlich aufhören, dich gegen mich zu wehren: Ich bin nicht dein Feind.“
Nun ließ Robert plötzlich Katharinas Hand los, er hob den Arm etwas ungelenk und griff nach Sirus‘ Schulter. „Ich bin dein Feind“, sagte er.
Sirus legte sacht seine eigene Hand auf Roberts. „Nicht mehr lange“, erwiderte er.

Aus dem Roman „Vater der Engel“

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