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Ende August 2015 erschienen:

Samtpfotes Brut (noch in Arbeit)„Samtpfotes Brut“

Ein blutiger Thriller für Katzenfreunde und -feinde.

Auf leisen Pfoten tapst der Tod ins Haus.
Andrea Holmer lebt auf dem Land und hat ein großes Herz für Tiere. Als ihre Schwester, die Tierschützerin Birgit Graf, eine aus dem Versuchslabor gerettete schwangere Katzendame bei ihr unterbringen möchte, kann sie nicht nein sagen. Auch ihre zehnjährige Tochter Lisa freut sich über das neue Haustier, das schon bald seine Jungen zur Welt bringt. Die Holmers verteilen den üppigen Wurf an tierfreundliche Menschen in ihrem Umfeld, müssen aber schnell feststellen, dass diese Tiere überhaupt nicht menschenfreundlich sind. Sie wissen, wo es weh tut. Und sie vermehren sich rasant.

Erhältlich als eBook und Taschenbuch.

 

Leseprobe:

Mist, Mist, Mist!, dachte Regina und versteckte sich schnell wieder in der Nische. Die rote Lampe an der Kamera verkündete allzu deutlich, dass das Gerät aktiv war: Hier ging es also erstmal nicht weiter. Was machte Oliver bloß im Technikraum? Er hatte ihr versprochen, diesmal alles im Griff zu haben.
Unter Reginas viel zu weiter Strickjacke, die sie im vorderen Bereich mit beiden Händen umklammerte, regte sich etwas. Hoffentlich wachte das Tier nicht auf! Regina hatte nur eine leichte Sedierung verabreicht, um keinen Schaden anzurichten. Es musste ja nur für etwa zehn Minuten reichen, damit sie hier herauskam. Aber wenn sich das hier jetzt noch unvorhergesehen in die Länge zog …
Sie warf einen kurzen Blick auf die Armbanduhr, es war eine Minute nach 22 Uhr. Um Punkt zehn hätte sich die Kamera für zwei Minuten mit einem schicken Standbild für den Nachtwächter ausschalten müssen. Aber das rote Licht leuchtete weiter. Wie lange sollte sie sich noch hier verstecken? Hier waren auch zu dieser späten Uhrzeit noch genügend Mitarbeiter unterwegs, die Reginas enorm gewachsenen Leibesumfang sofort misstrauisch beäugen würden!
Sie schielte noch einmal um die Ecke und erblickte schon wieder das rote Licht, im selben Moment vernahm sie Schritte hinter sich auf dem Flur. Regina senkte den Kopf und flüsterte ein paar beruhigende Worte von oben in ihre Jacke, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Dann straffte sie sich und drehte der sich nähernden Person den Rücken zu.
Die Schritte verstummten nur etwa drei Meter hinter ihr. »Frau Havers?«, fragte eine wohlbekannte, strenge Stimme. »Warum stehen Sie hier im Gang? Ist Ihre Schicht nicht längst beendet?« Regina brach der kalte Schweiß aus, unter ihrer Jacke ruckelte es. Sie drehte den Kopf und blickte über ihre Schulter in das harte, blasse Gesicht von Frau Dr. Steens, der Abteilungsleiterin.
»Ich warte auf Monika«, erwiderte Regina knapp.
»Monika?«, wiederholte Frau Steens, während sich eine steile Falte auf ihrer Stirn bildete. Ein Wunder, dass sie überhaupt Reginas Nachnamen kannte. Angestellte der unteren Ränge, die nicht einmal in die Nähe der allerheiligsten Labore treten durften, waren für sie doch nur Nebendarsteller.cat-676972_1920
Ganz leicht drehte Regina sich nun herum, sodass Dr. Steens noch immer keinen Blick auf ihren Bauch werfen konnte. Sie bemerkte, wie unnatürlich ihre Haltung war, wusste aber nichts dagegen zu machen. Das Tier unter ihrer Jacke rutschte ein wenig herab. Gut, dass Regina den Saum ihres darunter befindlichen Pullis umgeklappt hatte, um es nach unten hin zu stützen. »Monika Taansford, meine Kollegin aus der Tierpflege. Wir haben … etwas länger gebraucht … Es gibt wieder neue Welpen.«
Dr. Steens verengte ihre eisblauen Augen und stieß kräftig die Luft zwischen den Zähnen aus. »Sehen Sie zu, dass Sie das Gebäude verlassen. Überstunden sind nicht angeordnet.«
»Alles klar«, sagte Regina und wandte sich wieder ab, um sich langsam von Dr. Steens zu entfernen. »Monika!«, rief sie halblaut den Gang hinauf, um die Täuschung aufrechtzuerhalten. Dr. Steens schnaufte noch einmal mit einer gewissen Verachtung und ging dann mit hörbar eiligen Schritten davon.
So nah war Regina noch nie daran gewesen, aufzufliegen, und das alles wegen dieses Dummkopfs Oliver! Und Dr. Steens würde sich sicher merken, dass Regina Havers nach Feierband noch hier herumgestanden und sich komisch benommen hatte. Jetzt musste nur noch eine Verknüpfung hergestellt werden zwischen ihr und den vielen aufgrund »plötzlichen Todes« abgeschriebenen Tieren! Shit!
Noch immer vor Aufregung zitternd drehte Regina sich herum und lugte wieder um die altbekannte Ecke: Das Kameralicht war aus. Es konnte allerdings jeden Moment wieder angehen, darum lief Regina nun eilig an der Kamera vorbei, um endlich nach draußen zu gelangen. Doch die nächste Hürde ließ nicht lange auf sich warten, Dr. Steens’ Stimme war schon wieder zu hören, die gestrenge Dame stand mit dem alten Bernhard auf dem Gang und hielt einen wütenden Monolog über irgendwelche Sicherheitsmängel.
Wieder ein Zucken unter Reginas Jacke, dann ein Ruck nach unten, der Pullisaum gab nach, wickelte sich ein Stück weit ab. Dies alles zusammen löste einen Schweißausbruch bei Regina aus, sie musste das Tier nun mit beiden Händen durch die Jacke halten und schlug gleichzeitig einen Haken in einen dunklen Gang hinein. In diesem Bereich des Instituts hielt sie sich selten auf, nur, wenn sie angefordert wurde. Aber auch hier gab es einen Ausgang, in den vielleicht ihr Schlüssel passte. Sie huschte durch leere, düstere Flure, die gerade mal durch die Notbeleuchtung ein wenig erhellt wurden. Ihre Schuhe erzeugten dumpfe Geräusche auf dem grauen PVC. Hier durfte sie wirklich niemand sehen. Wurde sie jetzt erwischt, gab es keine Ausreden mehr.
Plötzlich öffnete sich direkt vor ihr eine Tür und helles Licht strahlte heraus. Panik erfasste Regina, sie blieb abrupt stehen, wusste nicht, wohin. Hier stand sie wie auf dem Präsentierteller, mit ihrer fetten, zappelnden Jacke. Übelkeit überkam sie. Sie würde heute noch im Knast landen!
Eine Silhouette tauchte im Gegenlicht der geöffneten Tür auf – und verschwand sofort wieder. Regina hörte sich entfernende Schritte. Die Person hatte wohl etwas im Raum vergessen, welch ein Glück! Leise, ganz leise pirschte sie sich in Richtung der geöffneten Tür, um anschließend möglichst schnell daran vorbeizuhuschen. Ihr Blick fiel kurz durch den weiten Spalt in den taghellen Raum, wie ein Blitzlicht brannte sich der Anblick in ihre Netzhaut: ein Käfig, ein riesengroßer Berberaffe, Blut, ein zerfetzter haariger Arm in den schmalen Affenhänden. Die Zähne gebleckt, starrte der Affe auf die Reste seines Artgenossen, dann biss er, widerlich kreischend, hinein.
Im nächsten Moment war Regina auf der anderen Seite der Tür angelangt und hetzte weiter durch die dunklen Gänge, so als verfolge sie ein Monster. Sie zitterte am ganzen Körper, konnte das Gesehene nicht mehr abschütteln, umklammerte das Tier unter ihrer Jacke wie einen Rettungsanker. Hilfe, Hilfe!, dachte sie. Was machen die da drin?
Sie wusste nicht einmal, ob es in diesem Bereich weitere Kameras gab, sie hatte diesen Weg nach draußen nicht geplant. Doch in der Dunkelheit konnte man wahrscheinlich ohnehin nichts erkennen, außer vielleicht einen fliehenden Schatten. Regina warf einen Blick zurück, meinte, dort irgendetwas zu sehen, einen kleinen Verfolger, gebückt laufend, im Maul einen zerrissenen Arm. Ein neues Kreischen schallte durch den Gang, viel zu nah! Regina erreichte die Tür, löste eine Hand von ihrer Jacke, kramte in der Hosentasche nach dem Schlüssel, bekam ihn zu fassen, kämpfte mit dem ruckenden Tier unter ihrer Jacke und schaffte es irgendwie, den Schlüssel ins Schloss zu befördern. Mit schweißnassen Händen drehte sie ihn um, doch er hakte. Sie ruckelte daran herum. Griff eine kleine, feste Hand von hinten nach ihrer Jacke? Würden sich die spitzen Zähne gleich schon in ihr Bein graben?
Zack, der Schlüssel drehte sich, die Tür sprang auf. Im nächsten Augenblick war Regina draußen, knallte die Tür hinter sich zu und atmete gierig die frische Luft. Sie stand am Rand eines Parkplatzes, der von einer einzigen, flackernden Laterne beleuchtet wurde. Aber sie war in Sicherheit.
Sie öffnete mit fahrigen Händen die drei oberen Knöpfe ihrer Jacke, ein weißes Köpfchen streckte sich heraus. Die Katze wirkte noch recht schläfrig, sie maunzte leise und versuchte träge, aus ihrem warmen Nest herauszuklettern.
»Ich bringe dich zu Birgit, Süße«, flüsterte Regina ihr schwer atmend zu. »Die findet ganz sicher ein schönes Zuhause für dich.«

 

3 Gedanken zu “Samtpfotes Brut

  1. Mehrfach bin ich schon drüber gestolpert, jetzt wanderts auf die Wunschliste und vor allen Dingen folge ich jetzt! Das klingt ganz nach „Beuteschema“

    Lieben Grüß
    Sabine

  2. Hallo,
    Ich hab Samrpfotes Brut gelesen (nachdem es schon einige Monate auf dem Kindle war) und ich muss sagen, dass ich es großartig finde!! Ich hab es verschlungen. Ich war schon lange nicht mehr so begeistert! Es würde mich riesig freuen, wenn mehr in diese Richtung erscheinen würde.

    1. Hallo Nicole,

      danke für diese tolle Rückmeldung, das baut mich als Autorin natürlich auf!
      Leider bin ich (noch?) eine recht unbekannte Schriftstellerin ohne marketingtechnische Unterstützung, darum geht der eigentliche Job aktuell über mein heißgeliebtes Hobby.
      Neue Ideen stecken zwar bereits in der Pipeline, doch wie lange es dauert, bis sich diese realisieren lassen, kann ich heute leider noch nicht sagen.
      Aber eines hast du erreicht: Dass ich mich ein Stück mehr beeilen werde! ^^

      Schönen Gruß von
      Yvonne

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